Ich staune regelmäßig darüber, das offensichtlich sehr viele Menschen glauben, Internetseiten seien automatisch authentisch, nur weil die Inhalte von einer Bank stammen oder weil die Verbindungen verschlüsselt sind.sven222-mechanic-pirate

Das ist nun mal nicht so, die Inhalte werden von einem Computerprogramm, dem Browser, angezeigt. Und was der Browser anzeigt, kann auch einfach manipuliert werden. Ist der Browser einmal „gehackt“, ist nichts darin mehr sicher.

Ich zeige das mal an einem kleinen Beispiel, löse damit ein „Problem“, das mich schon länger ärgert und demonstriere damit, was ich meine.

Unser Rechenzentrum kriegt es seit Jahren nicht hin, geschlechtsneutrale Bezeichnungen in den (Online-)Formularen und im Internet zu verwenden. Nun, dem kann einfach abgeholfen werden.

Ich möchte z.B. im Postkorb nicht mehr „Absender“ stehen haben, weil mir durchaus auch Kolleginnen Nachrichten zusenden.

Ich besorge mir ein geeignetes Plugin für den Browser Firefox: FoxReplace und installiere es.

addon_page

Die Bedienung ist kinderleicht, ich trage die URL ein, also die Adresse unseres Onlinebankings und erstelle eine Tabelle der zu ersetzenden Wörter.

fox_replace

Theoretisch könnte ich nicht nur die Textausgabe verändern, sondern sogar die Eingabe. Also z.B. aus  10,00 Euro 1000,00 Euro machen.

Voila, nach einem Neustart der Seite ist aus männlichen „Absender“ das gewünschte „AbsenderIn“ geworden. Ich könnte natürlich auch „Absender /-in“ wählen, das wäre mir zu lästig oder „gesendet von“.

Natürlich lässt sich damit viel Schabernack treiben, aber ich denke, das Fazit des alten Credos ist klar geworden:

Trau, schau, wem!

Also: Prüfe, wem du glauben kannst! Der Browser gehört nicht dazu – im Zweifelsfall, bevor ein Vertrag eingegangen wird, bevor Geld überwiesen wird oder Kreditkartendaten geprüft werden, muss man 100%ig sichergehen, dass die Informationsbasis wirklich stimmt. Nur weil es im Web steht, ist es nicht automatisch wahr.

Konkret zum Onlinebanking:
Wenn der Browser zum einem Test auffordert: Das stammt nicht von der Bank! Diese Aufforderung stammt mit Sicherheit von einer Betrugssoftware! So eine kann monatelang im Hintergrund auf dem Rechner inaktiv schlummer, bevor sie aktiv wird. Es gibt viele Programme, die auch der aktuellste Virenscanner nicht entdeckt!

Ergänzung 18.10.2016: Skype-Erweiterung ändert Inhalte und stört Funktionen im Onlinebanking.

 

Die neuen Top-Level-Domains, kurz TLD, eröffnen auch für Betrüger neue attraktive Möglichkeiten. TLDs sind die Endungen, die wir im Internet täglich verwenden: .de, .com .org kennt man ja. Die neuen sind beispielsweise .berlin oder wie in diesem Beispiel .click.

Man muss also weiterhin bei Clickaufforderungen, den Mails und im Web ganz genau hinsehen.

Hier eine geschickt aufgebaute Paypal-Phishing-Mail, die selbst einen alten Hasen schon erstmal richtig erschrecken kann. (Vielen Dank an Uwe G. für die Mail!).

paypal-phishing_click_01

Der Klicklink ist geschickt mit einer falschen Angabe hinterlegt, Achtung: Das angezeigte schwarze Kästchen (Alt-Attribut) ist nicht der Link – das ist nur ein Text-Hinweis und kann beliebig manipuliert sein. Man kann aber am unteren Bildrand sehen, wohin der Link wirklich führt. (ich verwende  Thunderbird als Mailprogramm).

Die eigentliche Domäne ist hier: „de-password.click“ und www.paypal ist nur eine Subdomäne. Vollständig ist der Betrugslink also selbst in Klarschrift nicht sofort zu erkennen.

paypal-phishing_click_02

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

So sieht eine frische Anwerbemail von heute morgen aus:

Fuhrende Gesselschaft im internationalen Brief- und Paketversand sucht die Handelsagenten. Unsere Besteller weltweit profitieren von MultiLogistik Paket- und Briefversand.

Wir suchen Mitarbeiter die mit Ubersicht und Eigenverantwortung alle geforderten Arbeiten in der Gesellschaft verrichtet, hochst zuverlassig, unermudlich und konzentriert ist.

Sie brauchen nur ein paar Stunden pro Woche, ausreichende Kenntnisse der Microsoft-Office-Produkten, starke organisatorische Fahigkeiten um die Arbeit priorisieren,gute Sprechfahigkeiten, um Ihre Pflichten nachzukommen.

Pflichten:
– Losung entstandener Probleme, Vorlage der notigen Information an Kunden
– Vorlage an den Manager der taglichen Berichte zu den laufenden Operationen
– Bearbeitung und Versand der Waren
– Uberprufung beim Empfang und Versand der Guter
– Ausfullung der Faktura-Rechnung, Zollunterlagen und weiterer Dokumente

Wenn Sie weitere Fragen haben schicken Sie einen E-mail an uns: [Mailadresse gelöscht]

Einmal kam diese Mail  mit dem Betreff „Jobangebot.“, mit „Jobmessen.“ (was ist das?) und mit „Beschaftigungsmoglichkeit.„, sowie „Neue Beschaftigung finden.“ Interessant: drei Mails waren mit unterschiedlichen Absendedaten hinterlegt, aber die Mailadressen waren jeweils beim gleichen Provider emailn.de. Womöglich ist die Anmeldung dort aktuell besonders einfach, weil Deutsch sicherlich nicht die Muttersprache der Absender ist?