Frage: Soll man nun versuchen, den Rechner zu desinfizieren oder muss das komplette System neu installiert werden?
Stellen Sie sich selbst folgende wichtige Frage, bevor Sie an die Sache herangehen: Ist Ihr Computer womöglich ein Beweismittel? So lange Sie dies nicht mit einem klaren Nein beantworten können, sollten Sie keine Spuren verwischen!
Die einen Fachleute empfehlen eine komplette Neuinstallation (nach einer Sicherung der kompletten Daten), eine andere, kleinere Fraktion empfiehlt nach Analyse eine gezielte Desinfektion. Die einen sagen: Einem einmal infizierten Rechner kann man nicht mehr trauen, die anderen sagen: Eine Neuinstallation sei zu aufwändig und erzeugt bei der Installation neue Sicherheitslücken, da eine ganze Zeit ohne aktuelles System gearbeitet werden muss.
Ich bin der Meinung, dass eine Desinfektion nur dann sinnvoll ist, wenn wirklich jemand mit Fachwissen zur Verfügung steht, der/die
a) genau weiß, was er/sie tut,
b) die Desinfektion signifikant günstiger ist oder
c) keine Alternative besteht, weil z.B. die Nach-Installation einiger unverzichtbarer Programme nicht mehr möglich ist, z.B., weil Programm-CDs nicht mehr zur Verfügung stehen.
d) und nicht zuletzt: Die entdeckte Malware eher harmlos ist – und wer kann dies schon wirklich beurteilen?
Dazu kommt noch der Kostenfaktor. Eine Neuinstallation kann zeitlich und finanziell günstiger sein und hat mit dem Aufräumen auch häufig einen „Jungbrunneneffekt“ für ältere Rechner.
Prüfen Sie vor allen Aktionen unbedingt, ob Sie sämtliche wichtigen Daten gesichert haben. Schauen Sie nach, ob Sie sämtliche Lizenznummern und Aktivierungscodes gesichert haben.
Erstellen Sie ggf. eine Image Ihrer Festplatte, also ein Komplettbackup, dass Ihr System komplett wieder herstellen kann. Bekannte Tools sind z.B. Norton Ghost, Acronic Disk Image.
Tipp: Überlegen Sie, ob der Einbau einer neuen Festplatte nicht praktische Vorteile bietet: Die alte, eventuell noch verseuchte Platte können Sie in ein externes USB-Gehäuse einbauen (lassen) und damit über das System säubern. Die neue, meist größere und schnellere Platte dient dann der Neuinstallation Ihres Betriebssystems. Lassen Sie sich beraten, da diese Lösung nicht immer funktioniert, bei verschlüsselten Datenträgern z.B. kann es gewaltig schief gehen.
Die alte Platte können Sie erstmal zur Seite legen und in Ruhe die neue Platte einbauen und dort das Betriebssystem installieren. An der Stelle: Was halten Sie davon, bei der Gelegenheit einen Teil der Platte einem alternativen Betriebssystem, nämlich Linux zur Verfügung zu stellen? Hier ist die Virengefahr vorhanden und das Surfen und E-Mail funktioniert dort genauso gut, wie unter Windows. An die Bedienung werden Sie sich schnell gewöhnen.